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Die Heimatvertriebenen PDF Drucken E-Mail

1945 - 1948
Als der zweite Weltkrieg sich im April 1945 seinem Ende näherte und der Zusammenbruch des "Dritten Reiches" sich vollzog, als die alliierten Streitkräfte vom Westen her unser Vaterland überfluteten und die russische Dampfwalze vom Osten kommend die deutschen Armeen immer mehr zurückdrängte, da entstand in Ostdeutschland eine Völkerwanderung von nie gekannten Ausmaßen.
Ein nicht versiegender Strom von Flüchtlingen aus dem deutschen Osten ergoß sich nach Mittel- und Westdeutschland, im Bestreben, hier im Mutterlande, nach Wochen und Monaten der Not, des Elends, der furchtbaren Kälte und der unvorstellbaren Strapazen einer Flucht, Ruhe, Frieden und eine zweite Heimat zu finden. Vergrößert wurde die Zahl der bedauernswerten Heimatlosen, von Not und Tod heimgesuchten deutschen Menschen noch durch die im Jahre 1946 einsetzende Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland und der CSR, so daß es am Ende der Völkerbewegung cirka zwölf Millionen deutsche Menschen waren, die von den westdeutschen Gemeinden und Ländern untergebracht werden mußten.
Auch unsere Gemeinde Ungedanken fand sich bereit, eine ganze Anzahl von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aufzunehmen und diese mit Wohnung und im ersten Stadium der Aufnahme mit Bekleidung und Verpflegung zu versehen. Es war nicht einfach, es wurde zusammengerückt, es wurde geopfert; aber es wurde möglich gemacht.
Die Masse der in Ungedanken aufgenommenen Heimatvertriebenen stammte aus dem Sudetenland. Es war im Juli 1946, als in unserer Gemeinde eintrafen:
Familie Franz Tarantik, ohne kleine Kinder, Familie Josef Lieber mit 3 Kindern, Frau Marie Thürl mit 1 Kind und erwachsener Tochter, Familie Nikodemus Klass mit 1 Kind, Frau Marie Gübitz mit 1 Kind, Frau Marie Strohschneider mit 2 Kindern, Fräulein Marie Karl ohne Kinder, Familie Anton Karl ohne Kinder, Familie Ludwig Warta mit 2 erwachsenen Töchtern, Familie Anton Bohun mit 2 erwachsenen Töchtern, Fräulein Helene Kobilka mit ihrer Tante, Frau Anna Uschednik ohne Kinder, Frau Marie Hack ohne Kinder, Frau Marie Stingl mit 3 Kindern.
Es folgten dann im Laufe der Zeit aus derselben Gegend: Herr Robert Hack ohne Kinder (aus Kriegsgefangenschaft), Familie Franz Guwack mit 3 Kindern, Familie Klement ohne Kinder, Familie Adolf Peiker mit 1 Kind, Familie Anton Tondl mit 2 Kindern, Familie Franz Buchinger mit 1 Kind, Frau Marianne Nieblich ohne Kinder, Familie Ludwig Hartl mit einer erwachsenen Tochter, Familie Ernst Smasahl mit 2 Kindern, Familie Franz Spazahl mit 2 Kindern. Aus Schlesien fanden sich ein:
Familie Werner Urban mit 1 Kind (Ehefrau hiesig), Familie Reinhold Born mit 1 Kind (Ehefrau hiesig), Frau Charlotte Decher mit 1 Kind. Aus Ostpreußen siedelten sich an:
Familie Bruno Böge mit 6 Kindern (4 hier geboren ? ), Familie Otto Horn mit 5 Kindern ( 1 hier geboren), Familie Ernst Volgmann ohne Kinder, Familie Gustav Volgmann mit 1 Kind, Familie Erwin Jäger ohne Kinder (Ehefrau hiesig), Familie Ernst Kube mit 1 Kind, Familie Fritz Kube mit 4 Kindern (Ehefrau hiesig). Aus dem Warthegau zogen ein:
Familie Helmuth Schmidt mit 2 Kindern (Ehemann aus Westdeutschland), Familie Fritz Schuppan mit 1 Kind, Familie Anna Ruhkopf ohne Kinder (Ehemann hiesig). Aus Brandenburg fanden später eine zweite Heimat: Familie Heinz Jablonski ohne Kinder (Ehefrau hiesig), Familie Gustav Kohnke ohne Kinder (Ehefrau hiesig). Während der größte Teil dieser Heimatvertriebenen in unserer Gemeinde auch heute noch ansässig ist, siedelte in letzter Zeit auch ein kleiner Teil aus beruflichen Gründen, aus wirtschaftlichen Ursachen und anläßlich von Eheschließungen in andere Gemeinden oder in die Stadt um. Es waren dieses: Familie Bruno Böge, Familie Erwin Jäger, Familie Anton Bohun, Familie Ludwig Hartl, Familie Ernst Smasahl, Familie Franz Spazahl, Frau Uschednik Anna (die Tochter der Familie Warta).
Im Laufe der Jahre ergab es sich, daß sich die Herzen junger Menschen aus dem Kreise der Heimatvertriebenen mit solchen aus dem Kreise der alteingesessenen Bürger zum Bunde fürs Leben fanden.
Die fürsorgliche Betreuung der Heimatvertriebenen und der Wille, ihnen zu helfen, zeigten sich auch daran, daß die hiesige Landwirtin Frau Martin den Heimatvertriebenen seit 1948 ein Stück Land verpachtete, welches in Kleingärten aufgeteilt wurde und neben dem wirtschaftlichen Nutzen den Heimatvertriebenen das Gefühl gab, ein klein wenig "eigene Scholle" zu haben.
In späteren Jahren, als die Heimatvertriebenen sich eingelebt hatten und die Lebens- und Arbeitsverhältnisse besser wurden, erwarben viele von ihnen ein Grundstück und bauten sich ein Haus, oder es ergab sich eine Gelegenheit, ein Haus zu kaufen.
Die Heimatvertriebenen sind sehr fleißige Leute und fanden dadurch Lob und Anerkennung in der neuen Heimat.

1947

Das Grundstück und sonstiges Eigentum des Juden Gutheim, welches während des "Dritten Reiches" der Gemeinde überschrieben wurde, wird an den Eigentümer Levi Gutheim zurück erstattet, nachdem dieser aus dem KZ Theresienstadt in seine Heimat zurückgekehrt ist.

 

Als Beispiel für ein Flüchtlingsschicksal der Bericht von Hilde Hack, geb. Tondl:
Unsere unvergessliche Heimat war die „Iglauer Sprachinsel". In Pfaffendorf hatten unsere Eltern, Anna und Anton Tondl, einen schönen Bauemhof, auf dem wir Kinder eine arbeitsreiche und schöne Kindheit verbracht haben. Ende des Krieges, am 09.05.1945, kamen die Russen, es begann eine sehr schlimme Zeit. Die Männer wurden zusammen geschlagen, auch viele ermordet. Die Frauen und Mädchen wurden vielfach vergewaltigt oder, wenn sie sich widersetzten, erschossen. Man kann die grausigen Taten gar nicht alle benennen, das Elend war unvorstellbar. Die Deutschen wurden aus Iglau vertrieben und traten den sogenannten „Todesmarsch" in Richtung österreichische Grenze an. Nach 85 Kilometern erreichten sie Waldkirchen, jedoch sind viele Alte und Kranke unterwegs gestorben und mussten einfach an der Straße zurück gelassen werden. 28 kleine Kinder sind in den Armen ihrer Eltern gestorben, die sie tot über die Grenze getragen haben. In Waldkirchen fanden die Kinder ihre letzte Ruhestätte. Dort befindet sich an der Kirche eine Gedenkstätte und alle zwei Jahre an Fronleichnam treffen sich die Iglauer Landsleute, um der Verstorbenen zu gedenken und die Erinnerung wach zu halten.

 

Mehr Infos finden Sie hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Heimatvertriebene

 

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