1517 Die religiöse Umgestaltung des 16. Jahrhunderts führte zur Bildung des protestantischen Christentums und zur Auflösung der kirchlichen Einheit des Abendlandes (Glaubensspaltung). Voraussetzungen für die Reformation waren in zahlreichen Spannungen vorhandenen und durch die Verweltlichung der Kirche. Die Verbindung von kirchlicher und weltlicher Herrschaft, denn die meisten Bischöfe waren Landesfürsten, wirkte sich verhängnisvoll aus. Sichtbarer Beginn der Reformation war der Thesenanschlag Martin Luthers am 31. 10. 1517 in Wittenberg. Die Wirren der Reformation und Gegenreformation in der mainzischen Enklave Fritzlar betrafen die Stadt genau so wie die Einwohner der zur Enklave gehörigen Orte Ungedanken und Rothhelmshausen. Die Ungedankener, von der Fritzlarer Geistlichkeit seelsorgerisch betreut, waren im Gegensatz zu den Bürgern von Fritzlar den Glaubensneuheiten in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts nicht zugetan. Ja, man lehnte sie geradezu ab. Erst seit der Mitte dieses Jahrhunderts, als die Bürgerschaft Fritzlars zum Teil evangelisch geworden war, fand die Lehre Luthers auch in Ungedanken Einlaß, allerdings nur so lange, bis die Gegenreformation von den Mainzer Erzbischofen und Kurfürsten, den Landgrafen, energisch vorangetrieben wurde. Der Anschlag der Thesen und Luthers Aussprüche und Reformationsgedanken sind ohne Zweifel schnell nach Fritzlar und Ungedanken gelangt, über den ersten Eindruck, den sie bei der Bevölkerung hinterließen, wissen wir nichts. Die große Masse stand dem sich entspinnenden Streit teilnahmslos gegenüber. Bald aber sehen wir, daß einige Geistliche auf die Seite des Reformators treten. Die regen Beziehungen, die zwischen Fritzlar und Erfurt bestanden, waren sicherlich die Veranlassung dazu. Die Erfurter Universität, einer der hervorragendsten geistigen Mittelpunkte Deutschlands, wurde auch von Fritzlar stark besucht. Noch größer war die Zahl der Studierenden aus Hessen. Aus mancherlei Anzeichen ersehen wir, wie sehr in diesen ersten Jahren in den mainzischen Enklaven und Hessen der Boden unter dem Einfluß der zum neuen Glauben übergetretenen Geistlichen und zahlreicher Druckschriften vorbereitet war. Im Jahre 1519 heiratete der Fritzlar Kanoniker Sylvester von der Malsburg, der Kanonikus Kaspar von Wildungen resignierte, Siegfried von Wildungen hielt sich in seinem Elternhause in Homberg auf. Wolf von Haxthausen befand sich ebenfalls auswärts. Im Jahre 1523 soll durch den Fritzlarer Alteristen Hebeler die reformatorische Bewegung in Balhorn entfacht worden sein. In Fritzlar selbst predigte das neue Evangelium zuerst Joh.Hefenträger, der spätere Reformator Waldecks. Fast in allen hessischen Orten sehen wir in dieser Zeit evangelische Prädikanten, zumeist übergetretene ehemalige katholische Geistliche, von den Kanzeln predigen. Sie alle verspüren den starken Rückhalt, den ihnen der hessische Landgraf Philipp verleiht. Dieser berief schon im Oktober 1526 eine Synode nach Homberg a.d.Efze, um sich mit den Ständen seines Landes in Sachen des Glaubens und die christliche Religion betreffend, zu vergleichen. Der Franzose Franz Lambert, ein ehemaliger Minorit, hatte im Auftrag des Landgrafen eine große Anzahl "Paradoxa" aufgestellt, welche der Synode zur Vorlage dienen sollten und im Wesentlichen in eine für Hessen neu entworfene Kirchenordnung aufgenommen wurden. Diese neue Ordnung hob den ganzen bisherigen Rechtszustand auf. Alle diese Verhältnisse und Neuerungen wurden auch von der Bevölkerung Ungedankens, die durch die Nähe Manderns gut unterrichtet war, sicherlich lebhaft diskutiert. Wenn man sich auch davor scheute, dem Stift zu Fritzlar den Gehorsam aufzusagen, so fing man doch an, sich mit der neuen Lehre Martin Luthers auseinanderzusetzen. Die Kunde von den Bauernunruhen in Süddeutschland, die Erhebung gegen die Unterdrückung durch die Zinsherren, war auch nach Ungedanken gedrungen und löste eine gewisse Spannung aus. War man bisher hin und wieder heimlich zu den Gottesdiensten nach Mandern und zur Hl..Geistkapelle nach Fritzlar gegangen, um das neue Evangelium kennen zu lernen, so trat durch die Besetzung Fritzlars und des Stiftsgebietes durch den hessischen Landgrafen in 1551 ein vollkommener Umschwung ein. Jetzt wurde der Besuch des protestantischen Gottesdienstes den Einwohnern von Ungedanken geradezu befohlen. Der Ort erhielt, nachdem der evangelische Pfarrer von Mandern und auch Jost Runke von Fritzlar in Ungedanken selbst gepredigt hatten, einen eigenen Pfarrer. Erst mit Beginn der Gegenreformation und nach einer starken Unterstützung des St. Petristiftes durch die Mainzer Erzbischöfe, vor allem aber durch das Wirken der 1615 nach Fritzlar gekommenen Jesuiten, gelang es der Obrigkeit nach dem Grundsatz: Cuius regio, eius religio (wessen das Land, dessen die Religion -Grundsatz des Augsburger Religionsfriedens) Ungedanken wieder zu katholisieren. Weit über 50 Jahre war der Ort - was heute kaum noch bekannt ist - evangelisch gewesen. Einige wenige Einwohner wanderten, um dem Zwang der Rekatholisierung auszuweichen, aus, so unter anderen die Familien Funcke und Hellwig.
1548 In den Streit zwischen Ungedanken und Mandern wegen gewaltsamer Grenzverletzung schreibt am 21. November Philipp der Altere, Graf zu Waldeck, an den Dechant des St. Petristiftes zu Fritzlar, daß etliche Hintersassen zu Ungedanken, nämlich Hannes Kegel, Hans Henne und Hannes Lemmer, in seinem Dorf Mandern auf freier Straße frevlicher und mutwilliger Weise Zank und Schlägerei verübt und etliche geschlagen und geworfen haben. Sie sollen wegen der Buße am kommenden Dienstag in der gräflichen Kanzlei erscheinen und sich verantworten. Dieser Streit löste zwischen Waldeck und dem Stift Fritzlar einen lebhaften Briefwechsel aus, der erst im Mai des folgenden Jahres zu Ende ging. Wie der Streit ausgelaufen ist, ist aus den Akten des Stiftsarchivs zu Fritzlar nicht ersichtlich.
1555 1555 gewährte der Augsburger Religionsfriede Freiheit für Katholiken und Lutheraner und bestätigte das Recht der Landesherren, über die Religion der Untertanen zu bestimmen nach dem Grundsatz: "Wessen das Land, dessen die Religion."
1574 am 28. Januar findet durch Justus Scheffer ein Zeugenverhör statt, um zu erfahren, "wie es vor Zeiten unter dem Papsttum mit Predigen und Messehalten zu Mandern und Wega geübt worden, item wie es eine Gestalt mit der Glocke auf dem Büraberg hatte." In Gegenwart des Curt Panschen, Kaplans zu Wildungen und des Johann Hurkers, Pastor zu Mandern erklärte der 80jährige Cuntz Scheffer Imhoff, er wäre gebürtig von Wega, hätte einen Altaristen von Fritzlar gekannt, Herr Dieterich Huxer genannt, derselbe habe derozeit zu 14 Tagen eine Messe zu Wega auf den Freitag und alle Wochen zu Mandern zwei Messen gehalten; item habe die Kranken besuchen müssen, zu Hochzeiten, Kirmessen da gepredigt; sonst haben sie aus beiden Dörfern des Sonntags müssen auf den Büraberg zur Predigt gehen und hätten daselbst auch ihr Begräbnis gehabt. Es habe auch auf dem Büraberge eine alte Glocke gestanden, die hätte ein Mann wohl tragen können, wäre zerrissen gewesen, die hätten die drei Dörfer "zu bathe" genommen, dazu getan und zu Homberg umgießen lassen. Danach habe man sie auf einen Gründonnerstag auf den Büraberg geführt, daselbst habe sie eine Zeitlang ungetauft gehangen vor der Kirche, danach hätte man sie gen Mandern geführt und daselbst getauft; sei die Glocke daselbst auch eine Zeitlang, etwa ein Vierteljahr, hängen geblieben. Es sei ein Priester zu Fritzlar gewesen, Herr Glück genannt, der habe die Glocke getauft, habe ein langes Balkenseil genommen, durch das Glockenohr gezogen, daran haben die Nachbarn alle müssen greifen und hatten, wie sie genennet worden, haben von Fritzlar zwei Fuder Bier und von Korbach ein Fuder Bier geholt. Es sei St. Brigitten Bildnis vom Büraberg auf die Tafel gesetzt, diesem habe man geopfert und geschenkt. Danach sei die Glocke wieder auf den Büraberg geliefert. Im gleichen Jahre, am 4. Februar, wurde Junghenn Funck von Ungedanken bei seines Eides Pflichten befragt um die Glocke und um den Kirchendienst, wie es von Alters damit gehalten zu Mandern, Wega und Ungedanken. Funck gab an, er sei 83 Jahre alt und aus Ungedanken gebürtig. Er wisse, daß auf dem Büraberge eine alte Glocke, so nicht groß gewesen, gestanden habe auf der Taufe. Die hätten sie "zu bathe" genommen, darzu getan und gegeben, daß sie eine andere Glocke gießen lassen. Er habe zu der Zeit in Ungedanken gewohnt und einen Karolin dazu gelehnt, darauf sei die Glocke zu Homberg geholet worden und sei zu Mandern getauft. Den Kirchgang hätten die zu Mandern, Wega und Ungedanken des Sonntags auf dem Büraberg gehabt, des Werktags aber seien die Priester von Fritzlar in die Dörfer Mandern, Wega und Ungedanken gekommen, Messe in den Kirchen gehalten, die Kranken bereitet und besucht; denn wenn jemand in den Dörfern krank geworden, dann habe man nach Fritzlar geschickt und den Priester holen lassen; sie seien hierzu willig gewesen. Item hätten sie auf Kirmessen und Hochzeiten gepredigt und dergleichen. Er habe gekannt Herrn Dietrich Huxer, der sei sein erster Beichtvater gewesen, außerdem habe er gekannt Herrn Johann Knurren, Herrn Mathias Holzhausen und Herrn Johann Doern. Die Christmette hätten die Priester in den Dörfern gehalten, erst zu Wega, danach zu Mandern und zuletzt zu Ungedanken. Es wären die Nachbarn aus einer Kirche mit in die andere gefolgt.
1590 Augustin Weber, Grebe, Curt Neude, Hans Helwig, Curtt Schwei' zer und Hans Lock, Vorsteher, und die ganze Gemeinde zu Ungedanken bekennen am 20. März: Ihre Nachbarn, Grebe, Vorsteher und Dorfgemeinde Mandern haben ihnen gestattet, einen Zaun über den Flachsweg an der Eder zu bauen, damit zu Zeiten der Überschwemmung ihre beiderseitigen Acker geschont bleiben. Daraus soll weder dem Dorfe Mandern noch den Grafen von Waldeck Schaden erwachsen. Der öffentliche Kaiserliche Notar C. Geiszmar unterschreibt die Abmachung.
1591 In diesem Jahre ist Henricus Mutianus Pfarrer zu Ungedanken. Er unterschreibt die von Conrad Nöden und Hansen berechnete Gotteskasten-Rechnung zu Ungedanken. In dieser werden die Namen sämtlicher Einwohner bzw. Haushaltsvorstände zu Ungedanken aufgeführt: Simon Buchener, Cuntz Hohne, Hermann Groß, Jorgen Eckel, Pawell Hans, Henne Frolich, Hermann Lock, Andreß Weizell, Thomas Lane, Hen Burhenner, Johann Lock, Hans Scheffer, Lotz Stecker, Meister Hans Blumen, Hen Schereh, Tupel Scheffer, Henne Scheffer, Cuntz Merz, Michael Große, Hennig Funcke, Hen Sinningk, Dethmar Kay, Jörge Helwich, Hans Kroll, Cuntz Scheuder, Jost uff dem Kerchoff, Johan Geißmar, Henrich Becker, Heinrich Lock, Hermann Meinz ist todt, Henrich Scheffer, Hans Stocker, Lotze Suringck und Henrich Burhenne.
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