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Säkularisation PDF Drucken E-Mail

1803
Nach der Säkularisation des altberühmten St. Petristiftes in Fritzlar durch den Reichsdeputationshauptschluß von Regensburg hörte auch die vogteiliche Obrigkeit über Ungedanken und Rothhelmshausen auf zu bestehen. Fritzlar wurde mit den beiden Stiftsdörfern von Hessen besetzt. Hessen bildete aus den ihm zugefallenen mainzischen Enklaven das Fürstentum Fritzlar, das sich aus den Amtern Fritzlar mit Ungedanken und Rothhelmshausen, Naumburg mit Altendorf und Altenstädt, Neustadt mit dem Gerichte Katzenberg und Amöneburg zusammensetzte und mit Unterbrechung in der französisch-westfälischen Zeit bis zur großen hessischen Verwaltungsreform bestand.
Alle Abgaben, die Ungedanken früher an das St. Petristift in Fritzlar leisten mußte, gingen an den hessischen Staat über und mußten in die neugebildete Renterei nach Fritzlar abgeführt werden. Ungedanken gehörte damals zum Justizamt Fritzlar. Justizamtmann war damals Georg Friedrich Wüstner, übrigens der höchste hessische Beamte, der in Fritzlar die nicht leichten Übergangsverhandlungen leitete. Die alten Einrichtungen, wie sie seit Jahrhunderten unter mainzischer Verwaltung bestanden, blieben vorerst bestehen. Auch in Ungedanken traten in dieser Beziehung keine Veränderungen hervor. Erst das neugebildete Königreich Westfalen unter Jerome Napoleon brachte neue Verhältnisse, die von der Bevölkerung widerspruchslos hingenommen wurden.

1806
1. November 1806. Untergang des Kurfürstentums Hessen. Grifte kommt mit dem Amt Gudensberg zum Königreich Westfalen unter Jerome Napoleon, der in Kassel residiert. Kaiser Napoleon hatte nach der Unterwerfung Preußens aus den zwischen Rhein und Elbe verlorenen Ländern und den Besitzungen einiger benachbarter Fürsten das Königreich Westfalen gebildet mit der Hauptstadt Kassel. Die Bewohner Hessens erhofften von der neuen Regierung das Beste, denn ganz neue, unerhörte Dinge verkündete die Proklamation Jeromes vom 15. Dezember:
Einwohner Westfalens!
Die göttliche Vorsehung hat diesen Zeitpunkt bestimmt, um eure zerstreuten Provinzen und benachbarte und dennoch sich fremde Geschlechter unter einem erhabenen Gesetze zu vereinen.
Ich habe diesen Thron bestiegen, vorbereitet durch den Sieg, errichtet durch die Beistimmung der größten Mächte Europas, gegründet auf einem nicht minder heiligen Titel: euer wahres Interesse.
Nur zu lange wurden eure Fluren durch Familienansprüche oder Kabinettsintrigen gedrückt. Alle Drangsale des Krieges wurden euch zuteil und ihr bliebet ausgeschlossen von den Vorteilen des Friedens.
Nur einige eurer Städte ernteten die trockene Ehre, ihren Namen den Verhandlungen zu leihen, bei welchen nichts vergessen wurde als das Schicksal der Völker, die sie bewohnten.
Wie ganz anders verschieden von diesen sind die Resultate derjenigen Kriege, welche gegen das Haupt meines hohen Hauses erregt wurden. Nur für die Völker hat Napoleon gesiegt. Jeder Friede, den er geschlossen hat, ist ein Schritt mehr zu dem Zwecke, den sein großer Genius beschlossen hat, ganzen Nationen eine politische Existenz, eine Regierung durch weise Gesetze zu geben, für jede von ihnen ein Vaterland zu bilden und keine länger in der bedauernswerten Nichtigkeit zu lassen, bei welcher sie sich gegen den Krieg nicht verteidigen und des Friedens nicht genießen konnten.
Einwohner Westfalens! Dieses waren die Resultate der Tage von Marengo, von Austerlitz, von Jena. Dieses ist die Folge des merkwürdigen Friedens von Tilsit für euch. Durch den letzteren Tag habt ihr das erste aller Güter, das Vaterland gewonnen. Entfernt aus euren Gedanken das Andenken an jene zerstückelten Herrschaften, die letzten Überbleibsel des Lehnswesens wodurch fast Jeder Flecken seinen eigenen Herrn erhielt. Jene verschiedenen Interessen müssen jetzt ein einziges werden. Das Gesetz ist von nun an euer Herr, euer Beschützer der Monarch, verpflichtet, es in Ansehen zu erhalten. Andere Obere werdet ihr
in Zukunft nicht kennen. Einwohner Westfalens! Ihr habt eine Konstitution, angepaßt euren Sitten und Interessen. Sie ist die Frucht des Nachdenkens eines großen Mannes und der Erfahrung einer großen Nation. Ihre Grundsätze stimmen überein mit dem gegenwärtigen Zustande der Bildung Europas und enthalten Aussichten zu Verbesserungen, welche reichlich die Opfer ersetzen werden, die ein oder anderer von euch der neuen Ordnung der Dinge vielleicht bringen muß. Ihr müßt also derselben mit Zutrauen gehorchen, weil auf ihr eure Freiheit und euer Glück beruht.

Mehr Infos finden Sie hier: http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4kularisierung

 

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